Nähmusen und Inspirationen

Nachdem ich gestern erklärt habe, weshalb ich so viele Sachen nähe, die Normalsterbliche so gut wie nie anziehen können, möchte ich heute meinen Senf zum Thema Nähmusen und Inspiration loswerden.

 

Vor kurzem habe ich beschlossen, auf Facebook zwar in den normalen Nähgruppen Mitglied zu bleiben, aber die ganzen Beiträge von dort auszublenden.

Ich kann kaum verbergen, dass ich so eine Nähhexe bin, die mit Babystramplern, Jerseykleider für Mädchen in pink-rot-gelb und mit Leseknochen nichts anfangen kann. Bis auf wenige Gruppen sind das aber die Hauptthemen, neben den üblichen Nähmaschinenproblemen und Fragen zu Plottern...

 

In solchen Gruppen habe ich äußerst selten Inspirationen für meine genähten Werke gefunden. Am ehesten haben mich die Themen zu den alltäglichen Besonderheiten des Schneiderlebens interessiert. Oft kommentiere ich bei Fragen wegen Nähmaschinen u. dgl. Deshalb schaue ich auch jetzt immer noch ab und zu gezielt in diesen Gruppen vorbei.

 

Die Zeitschriften von Burda, Simplicity und Co lasse ich in den Läden auch immer links liegen. Die Schnittmuster zu den Dingen aus diesen Heften sind mir entweder zu anspruchslos, sackartig, oder ich weiß, dass ich mit meiner Figur da sowieso besser gleich ein eigenes Schnittmuster zeichne.

Bei der Gelegenheit: ich bin der Meinung, dass Schnittmuster für die Masse entweder für Maschenware sein müssen, oder sackartig, damit sie möglichst vielen Leuten passen.

 

Wo nehme ich also meine Inspiration zu den tollen Sachen, die ich nähe, her?

 

Da zeige ich euch gleich mal ein Beispiel:

Diesen Rock habe ich gerade in Arbeit.

Die Idee dazu kam mir, als ich eine Werbung eines Shops auf Facebook gesehen habe. Die Gestaltung des Rocks, den ich dort sah, als Wickelrock, aus Spitzenstoff, plus undurchsichtigen Stoff darunter, hat mir sofort gefallen. Dass der undurchsichtige Stoff nicht gleich lang mit dem Spitzenstoff ist, habe ich mir auch dort abgekupfert.

Beim Bund werde ich noch einen bestickten Organza verwenden, der mir bei einem anderen Kleid übrig geblieben ist. 

Meinen Rock werde ich mittels Knöpfen und Knopflöchern schließen. 

Somit seht ihr: die grobe Richtung für diesen Rock habe ich mir online geholt. Das Schnittmuster habe ich dann selbst gezeichnet, und die genaue Verarbeitung tüftle ich mir selbst aus.

Es ist dann immer viel Probieren mit dabei - Probieren von verschiedenen Stoffen, Bundvarianten, Saummöglichkeiten etc. Das dauert nun mal. Aber als Belohnung bekomme ich wieder ein Werk, mit dem ich zufrieden bin.

 

Andere Beispiele: 

Ein Freund hat mich gefragt, ob ich ihm ein Hemd nähen kann, das seinem alten gleicht, nur dass die Rüschen unter dem Kragen nicht so weit bis nach unten gehen.

Dieses Hemd habe ich ihm dann gemacht. 

Den Schnitt habe ich selbst gezeichnet. Die Positionierung der Rüschen habe ich vom anderen Hemd abgeschaut.

Dieses Kleid ist auch abgekupfert.

Und zwar von einem, das es u.a. im EMP-Katalog zu kaufen gibt. Online gibt es auf emp.de mehr Fotos als im Katalog. Das half mir, den Rücken etc. zu gestalten.

Und warum habe ich es nicht gleich gekauft?
Weil es mir vermutlich nicht so gut gepasst hätte wie eines nach selbst erstellten Schnitt.

Außerdem sagt mir die Stoffqaulitäten gekaufter Kleidung meist nicht zu.

Und 60 Euro waren mir dafür auch zu viel.

Solche Kleider sieht man oft in von Mittelalter und Fantasy angehauchten Shops. Das Grundprinzip ist meist dasselbe, und das habe ich auch so übernommen.

Meiner Meinung nach wurde dieses Kleid durch die Stoffwahl und die Spitze zum Hingucker. Beides habe ich erst im Stoffgeschäft ausgesucht.

Eine Alltags-Jeans kann man schwer selbst neu erfinden.

Meine Motivation für diese Jeans waren die kaputten gekauften, und dass es zurzeit keine vernünftigen Bootcut-Jeans zu kaufen gibt.

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, habe ich das Schnittmuster für diesen Mantel von einem alten, gekauften, abgenommen. Die Platzierung der applizierten Blumenranke ließ ich mir selbst einfallen, sowie die Positionierung des Kunstfells.

Hier noch ein Beispiel dafür, dass ich Stoffe verarbeite, die ich im Stoffgeschäft finde und mitnehme, obwohl sie nicht auf meiner Einkaufsliste gestanden sind.

Zum Tanzen Gehen kann ich nie genug verschiedene Outfits haben. Somit nähe ich von Zeit zu Zeit neue Röcke (siehe oben) oder Leiberl, so wie das hier.

Dieser Stoff wartet schon seit über zwei Jahren darauf, von mir in einen weiteren Tanzrock verwandelt zu werden.

Ihn habe ich auch gekauft, weil er mir im Stoffgeschäft begegnet ist. Nach ihm habe ich zwar nicht gesucht, doch für Tanzoutfits finde ich ihn absolut passend!

Genug der Bilder...

Was ich euch damit mitgeben möchte: klammert euch nicht an Schnittmustern fest, die es schon gibt. 

Wagt den Sprung ins kalte Wasser, was das Schnittmuster Zeichnen anbelagt! Damit seid ihr viel flexibler und könnt noch tollere Sachen machen, als ihr es bei anderen seht.

Als Muse braucht ihr auch keine anderen Schneiderleins. Macht einfach die Augen auf und schaut dort, wo ihr auch sonst immer Dinge findet, die euch gefallen!