Stoffe vor dem Nähen waschen?

Kurze Antwort: Ja

 

Lange Antwort: Ja, weil...

 

  • das schlimmste, das sonst passieren kann, ist dass der Stoff in der Waschmaschine/Trockner einläuft. Dann war die ganze Arbeit umsonst, weil zB ein Kleid dann zu eng oder kurz ist, oder die Ärmel z kurz sind.

 

Bei mir muss sogar Walk in die Waschmaschine, denn ich will einen Mantel aus Walk später auch selbst waschen können. Die Reinigung vermeide ich, wo ich nur kann.

Hier das Ergebnis meines Probefetzens: links vor, rechts nach der Waschmaschine.

Da hätte ich mein blaues Wunder erlebt, wenn ich den Mantel zuerst zugeschnitten und vernäht, und erst dann mal gewaschen hätte.

Bei Walk hat die Waschmaschine übrigens den Effekt, dass sich die Fasern verdichten. Er ist dann nicht mehr soo flauschig, dafür windundurchlässiger als vorher.

 

Damit sich der Walk beim Trocknen nicht verzieht, habe ich ihn möglichst flach ausgebreitet. Oben seht ihr eine Panoramaaufnahme der beiden Wäscheständer in meinem Bad (ja die Fliesen sind leider wirklich noch original 60er-Jahre-Mannerschnitten-Rosa).

  • Stoffe können sich abfärben beim Waschen, bzw. "ausbluten".

Oder sie verlieren an Glanz. So wie der Jersey im folgenden Bild. Das Foto entstand vor dem Waschen. Nach dem Waschen glänzt er leider nicht mal mehr halb so viel.

 

Einen günstigen Jersey hatte ich mal, der sah nach einmal waschen aus, als wäre er schon 30x durch die Waschmaschine gewandert. Somit war für mich klar: daraus nähe ich nichts aufwändiges, sondern etwas, das zum Schlabberoutfit mit Joggingshose für zu Hause passt.

Stoff mit Foliendruck o.ä. sieht nach dem Waschen auch oft längst nicht mehr so toll aus, wie davor. 

Jeansstoffe verlieren manchmal viel Farbe, aber nur an den Knitterstellen.
Und bevor ich etwas vernähe, will ich wissen, wie der Stoff nach dem Waschen sein wird.

 

Stoffe wasche ich übrigens immer nach Farben getrennt vor dem Vernähen - schwarzes mit schwarzem, knalliges Rot im Solodurchgang, weißes mit weißem etc.

  • und wegen der Chemie und manchmal üblen Gerüchen.

Kleidung, die ich kaufe, wasche ich vor dem ersten Anziehen ebenfalls, weil bei der Herstellung oft Chemie verwendet wurde, die ich nicht an meinen Körper lassen möchte. Bei Stoffen ist es dasselbe.

Noch dazu hat man beim Nähen den Stoff lange unter den Fingern. Mit den Fingern greift man sich dann ins Gesicht...

Mein bevorzugter Stoffhändler lagert die Ballen in Räumen, in denen es stellenweise müffelt. Den Geruch nimmt der Stoff leider auch an. Aber nach dem Waschen rieche ich nichts mehr davon.

 

 

Gibt es auch Ausnahmen?
Natürlich gibt es die.
Leder und Kunstleder zum Beispiel. Wobei Leder auch nicht zu Stoff zählt.

Weiters Jaquard, wenn er für Korsetts verwendet wird. Wobei man Korsetts generell nur mit der Hand waschen sollte.

 

 

Und wie soll man die Stoffe waschen?
Antwort: so, wie man das fertige Kleidungsstück nach dem Nähen waschen möchte. Also mit der Schleuderzahl und Temperatur, und dann auch in den Trockner, wenn das so geplant ist.