Tipps für Nähanfänger

Solange ich mich noch erinnern kann, wie 2010 bei mir alles angefangen hat mit diesem Hobby, sollte ich besser die Tipps festhalten, die mir damals geholfen haben. Oder geholfen hätten, wenn sie mir jemand gegeben hätte... (ich brauch hier Smileys für diese Homepage, aber die geben mir keine...)

 

Die Geschichte, wie ich meine Liebe zur Schneiderei entdeckt habe, könnt ihr hier nachlesen: https://naeherin-von-avalon.jimdo.com/2018/01/14/meine-story-wie-dies-alles-begann/

Dort habe ich u.a. erwähnt, dass ich 2010 im WWW das Thema Kleider selbst nähen recherchierte, und dort natürlich so einiges gefunden habe.

Was mir bis heute in Erinnerung geblieben ist, ist die Zusammenstellung von Natron und Soda. Diese Seite ist leider inzwischen tot, sprich sie wird nicht mehr aktualisiert und erweitert, aber man kann die alten Beiträge noch aufrufen. Hier der Link zum wichtigsten Teil: https://www.natronundsoda.net/klamotten/other/index.html

 

 

Bevor man mit dem Nähen los legt, braucht man natürlich das Werkzeug und Material dafür.

Beim Thema Nähmaschinen kann ich auch Anfängern nur raten, nicht zum Billigsten zu greifen.

Gerade dann, wenn man sowieso schon vor der Herausforderung steht, eine Handarbeit zu bewältigen, die man noch nie zuvor gemacht hat, hat man den Kopf nicht frei, um mit einer zickenden Nähmaschine fertig zu werden.

Ihr tut euch viel leichter, wenn ihr vor einer Maschine sitzt, die ihr präziese über das Pedal steuern könnt, die den Stoff nicht ständig in die Stichplatte rein fressen will und wo nicht eine Nadel nach der nächsten bricht.

 

Für die ersten Nähprojekte reicht es völlig, wenn die Nähmaschine nur Geradstich und Zickzack näht. Mit der Einstellung 3 mm Stichlänge kann ich euch ein komplettes Ballkleid nähen. Inklusive Nahtzugaben-Versäuberung und allen Säumen. Auch für Herrenhemden, Korsetts und Jeanshosen kann ich bis auf die Knopflöcher alles mit 3 mm Stichlänge nähen.

Bis auf die Uralt-Tretmaschinen, die ohne Strom arbeiten können alle Haushalts-Nähmaschinen Geradstich und Zickzack. Das heißt für euch, es reicht für den Anfang vermutlich, wenn ihr die Nähmaschine der Oma einer Freundin eurer Schwester ausleiht. Wenn ihr da eine sauschwere Maschine aus Vollmetall erwischt, braucht man gar nicht viel Glück haben, und man hat eine Nähmaschine, die besser näht als jede neue vom Discounter.

 

Wenn ihr dann entdeckt habt, dass das Hobby Schneidern eure Leidenschaft geweckt hat, dann könnt ihr immer noch eine eigene kaufen. Und selbst dann muss es keine neue sein.

Tipps für die Entscheidung, welche Nähmaschine zu euch passt, findet ihr hier: http://www.hobbyschneiderin24.net/portal/showthread.php?t=22767

Und Tipps, damit ihr beim Kauf einer gebrauchten Maschine euch nichts kaputtes andrehen lasst, findet ihr hier: https://naeherin-von-avalon.jimdo.com/2018/01/03/leitfaden-für-den-kauf-einer-gebrauchten-nähmaschine-bezogen-auf-elektrische-haushaltsnähmaschinen/

Da ich schon dabei bin, hier noch der Link zu meinem Beitrag, weshalb ich von Billigmaschinen abrate:https://naeherin-von-avalon.jimdo.com/2018/01/06/neue-nähmaschine-um-unter-200-euro-vertraue-mir-und-lass-es-bleiben/

 

 

Nun zum restlichen Werkzeug: bei manchen Dingen reicht es, wenn man vorerst mit billigem arbeitet, bei anderen wiederum rate ich dazu, ein paar Euro mehr in die Hand zu nehmen.

 

Schere, Schneiderkreide, Maßbänder, Lineal und Nahttrenner sind Dinge, wo man auch am Anfang gut mit der günstigen Variante zurecht kommt.

 

Bei Stecknadeln kann man sich hingegen viel Ärger ersparen, wenn man gleich mit vernünftiger Qualität arbeitet.

Von Stoffclips rate ich hingegen komplett ab, da man mit diesen Dingern erstens nur am Rand feststecken kann. Zweitens kann man über Stecknadeln mit der richtigen Technik mit der Nähmaschine darüber nähen, über Stofflicps nicht. Das heißt, entweder heftet man vorher sowieso, oder man kann alle 10 cm am Stoff herum fummeln anstatt ihn durch die Nähmaschine gleiten zu lassen. Und drittens liegt Stoff, der durch Stoffclips gehalten wird, nicht eben auf dem Tisch auf, sondern schlägt Wellen.

Für die Anprobe an Kindern haben Stoffclips den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Stecknadeln nicht pieksen können. Für diesen Zweck kann man den Stoff aber auch schnell heften. Das geht entweder händisch, oder mit langen (6 mm oder mehr) Stichen mit der Nähmaschine.

 

Aber ich komme mal wieder vom Thema ab. Stecknadeln... Stecknadeln findet man in jedem Schneiderset. Meine Erfahrung ist, dass man diese besser gleich weg wirft. Auch die mit den bunten herzförmigen Köpfen und ähnliche optisch zwar sehr hübsche, aber minderwertige, werden euch keine Freude machen. Denn sie sind oft schartig und stumpf. Damit macht ihr Löcher in den Stoff.
Ich selbst benutze inzwischen zwei Arten von Stecknadeln: um das Schnittmuster aus Papier auf Stoff fest zu stecken nehme ich Glaskopfstecknadeln. Fürs Feststecken, um dann mit der Maschine darüber zu nähen, nehme ich jene, die nur einen ganz kleinen Kopf aus Metall haben. Quasi schlanke Mini-Nägel.

Mit meinen Kunst-Fingernägeln kan nich die kleinen Scheißer ohne Glaskopf so schlecht greifen, deshalb nutze ich fürs Zuschneiden andere.

 

Für Nähmaschinennadeln gilt dasselbe wie für Stecknadeln - bitte nicht die billigen verwenden. Hier habe ich erkläret, weshalb - ??

 

 

Stoffe:

bei Stoffen könnt ihr gerne zu billigen Angeboten greifen. Wichtig ist, dass ihr die richtige Stoffart für euer Vorhaben nehmt. Da war ich ehrlich gesagt anfangs selbst zu nachlässig.

Wenn ihr euch schon die Mühe macht, und etwas aufwändigeres näht, dann ist es noch wichtiger, dass der Stoff genau dem Vorhaben entspricht.

 

Was kann man denn überhaupt so falsch machen beim Stoffkauf?
Es ist ein riesen Unterschied, ob man Webware oder Maschenware nimmt.

Ist das Schnittmuster für elastischen Stoff ausgelegt, passt er nicht, wenn du unelastischen nimmst.

 

 

Labbrig vs standhaft: nimmst du labbrigen Jersey für eine Bluse, wirst du mit der Bluse keine Freude haben.

 

Nimmst du bockigen Stoff für die Bluse, wirst du damit ebenfalls nicht glücklich werden.

 

 

Wenn du nicht sicher bist, welcher Stoff für dein Vorhaben geeignet ist, dann lass dich im Stoffladen beraten.

 

 

Kaufe dir nur Stoff, der dir wirklich zusagt. Wenn dir das Muster, die Farbe, oder die Oberfläche des Stoffes nicht gefällt, und du ihn trotzdem vernähst, dann wirst du nicht nur das fertige Kleidungsstück nicht gerne tragen, es wird auch das Nähen längst nicht so viel Spaß machen. Schlimmstenfalls bist du so demotiviert dadurch, dass du beim Nähen die Sorgfältigkeit links liegen lässt, und dir eine Schlampigkeit angewöhnst, die dich später von tollen Nähergebnissen abhält.

 

 

 

Sofern du nicht jetzt schon eine Overlock zur Hand hast, wirst du dich vorraussichtlich mit Webware leichter tun als mit Jersey.
Jersey hat zwar den verlockenden Vorteil, dass schneller etwas passt, weil er sich so schön dehnt. Doch unter der Nähmaschine ist Webware viel dankbarer. Noch dazu kann man Webware meist gut bügeln, und wer schon mal eine frickelige Naht auf Jersey aufgetrennt hat, hat das sicher nicht ohne Fluchen getan.

 

 

 

 

 

Ach bei Schnittmustern gilt: nähe nur, was dir wirklich gefällt. Wozu mit einem Polster mit Hotelverschluss beginnen, wenn du eigentlich keinen Dekokram magst? Warum einen Leseknochen, wenn du gar keine Verwendung dafür haben wirst?

 

Es gibt dank des WWW so viele tolle Anleitungen. Ich selbst habe keine Kinder und nähe auch nur äußerst ungern etwas für Kinder, aber für ein Schnuffeltuch von Monstabella wäre ich sofort zu haben (https://www.monstabella.de/ebook-shop/schnuffeltiere/). Oder für eine plüschige Fledermaus: http://occupatio.krea-tief.com/uebersetzung-bat-plush-schnittmusteranleitung/

 

 

 

Wenn ich schon bei Schnittmuster bin: du kennst doch sicherlich die Zeitschrift Burda? In jedem Heft sind einige Schnittmuster drin, plus die Nähanleitungen dazu. Den Anfängern rate ich: schau da besser gleich gar nicht rein. Die Nähanleitungen werden nicht ohne Grund als „Burda-Latein“ bezeichnet. Selbst mit meiner Schneidererfahrung verstehe ich da auf den ersten Blick oft nur Bahnhof.

 

 

 

Was ich hingegen empfehlen kann, sind Einzelschnitte. Erstens sind da nicht hunderttausend Linien am Schnittmusterbogen, sondern nur jene des einen Schnittes. Und zweitens gibt es zu den Anleitungen Bilder. Dank der Bilder ist es leichter zu verstehen, was da beschrieben ist.

 

 

 

 

 

Praktisch ist auch das Buch von Burda „Die große Nähschule“. Da drin sind viele Nähtechniken erklärt, die man immer wieder brauchen kann. Außerdem ist dort beschrieben, wie man Schnittmuster anpassen kann und noch andere Dinge, die nicht nur für Anfänger hilfreich sind.

Doch eines gleich vorweg: es gab auch bei mir Tage, wo mir die Anleitungen aus dem Buch zu kompliziert waren. Wenn ich schlecht geschlafen hatte, einen stressigen Tag hinter mir oder den Kopf bei einem anderen Thema, dann waren mir auch diese Anleitungen zu wenig ausführlich.

 

 

Ab und zu sind somit auch Anleitungsvideos praktisch. Auf Youtube und Co. findet man da mehr, als man sucht ;) Leider auch in verschiedenen Qualitäten. Nicht, was die Auflösung anbelangt, sondern was den Inhalt anbelangt. Das gilt natürlich auch für schriftliche Anleitungen, die man im WWW so findet. Wenn ich daran denke, dass da empfohlen wird, mit Dreifach-Geradstich Jersey zu nähen, mit Geradstich „applizieren“ oder dass man Schrägbänder zuerst auf der linken und dann auf der rechten Stoffseite annähen soll, bekomme ich einen roten Kopf… Bei Burda und anderen nahmhaften Größen, die Nähtipps geben, weiß man wenigstens, dass da normalerweise kein Blödsinn verzapft wird.

 

 

 

So schon langsam komme ich dem Kern des Hobbys Schneidern, dem Nähen, immer näher.

 

Nicht umsonst liest man immer wieder „gut gebügelt ist halb genäht“. Ich selbst wollte es anfangs auch nicht glauben, dass man viel leichter schöne Ergebnisse bekommt, wenn man beim Nähen zwischendurch immer wieder bügelt. Räumt also das Bügeleisen nie zu weit weg! Und den Nahttrenner besser auch nicht ;)

 

 

Ein paar Tipps zu hilfreichem Werkzeug habe ich hier schon verfasst: https://naeherin-von-avalon.jimdo.com/2018/01/11/hilfreiches-werkzeug/

Vor allem, wenn ihr merkt, dass Schneidern euer Haupt-Hobby wird, zahlt es sich dann natürlich umso mehr aus, sich umfangreiches und gutes Werkzeug zuzulegen.

 

 

Was man beim Hobby Schneidern aber schnell unterschätzt, ist das Thema Konzentration.

 

Einmal nicht aufgepasst, und schon hat man ein Teil falsch rum zugeschnitten. Einen Ärmel an den Halsausschnitt genäht. Die Wendeöffnung vergessen. Das Klebeflies ans Bügeleisen geklebt.

 

 

Vieles lässt sich wieder auftrennen. Aber falsch zugeschnittenes ist im Eimer, wenn man nicht mehr genügend Stoff hat. Einen empfindlichen Stoff zu heiß gebügelt, und schon ist die fertige Knopfleiste geschmolzen.

 

Auch nach vielen Jahren mit vielen Kilometer mit der Nähmaschine passieren auch mir noch Fehler. Deshalb beginne ich erst gar nicht zu nähen, wenn ich einen anstrengenden Tag hinter mir habe. Das habe ich ein paar mal gemacht, und jedes Mal dann am nächsten Tag wieder alles aufgetrennt und neu gemacht.

 

 

Natürlich wird nicht alles sofort perfekt. Aber traut euch, hohe Ansprüche an euch selbst zu stellen, und wagt euch an Dinge, die schwierig erscheinen. Nur wer hoch hinaus will, findet auch die Motivation, dort hin zu kommen.

 

 

Wo ich mir immer wieder auf die Zunge beißen muss, sind kunterbunte Jersey-Kleidungsstücke, die schnell schnell mit der Overlock zusammen getackert wurden. Dank der Dehnbarkeit des Jerseys passt es schnell mal jemanden, und kunterbunte Muster lenken das Auge von fehlender Passform und Nähfehlern ab.

Mit einer Nähmaschine, Stoff, Schere, Nadel und Faden kann man so viel mehr zaubern!