Meine Story - wie dies alles begann

Also es war einmal...

 

Kennt ihr die Elben aus "Der Herr der Ringe"? Die Wesen, die so tolle Kleider tragen.

Da ich immer gerne auf Mittelalterfeste gegangen bin, wurde der Wunsch in mir immer größer, ein Kleid zu besitzen, das sowohl zu diesen Festen passt, als auch an die Elbenkleider erinnert.

Doch eines kaufen war mir zu teuer. Im Internet hatte ich da und dort mal gelesen, dass man sich für so Kleider Schnittmuster kaufen kann, und sie dann selbst näht.

 

Auch wenn es inzwischen schon fast 8 Jahre her sind, kann ich mich immer noch an das Telefonat mit meiner Mama im August oder September 2010 erinnern.

Ich war gerade entlang des Sees nordic walken, als wir telefonierten. Es war prächtiges Wetter mit Sonnenschein.

So beiläufig habe ich meiner Mama von den Kleidern erzählt. Ihre Reaktion war, dass sie mir angeboten hat, mit mir gemeinsam eines zu nähen. Meine Freude war riesig.

 

Als mein Bruder (älter als ich) klein war, waren Stoffe billiger als Kleidung. Und unsere Familie hatte damals nie viel Geld zur Verfügung. Deshalb hat meine Mama früher die Hosen u.ä. für meinen Bruder selbst genäht.

 

Zur Vorbereitung auf unser Vorhaben setzte ich mich zum WWW und recherchierte das Thema. An mehreren Stellen habe ich gelesen, dass es vernünftig ist, mit einem billigen Stoff zuerst den Schnitt auszuprobieren, bevor man guten und teuren Stoff anschneidet. Schließlich muss man damit rechnen, dass nicht gleich alles passt, und dann ist der teure Stoff beim Teufel...

Diesen Rat wollte ich beherzigen. Einerseits. Aber andererseits wollte ich nicht extra ein Kleid nähen, das dann nur dazu da ist, es weg zu werfen. Also was tun? Schnell reifte in mir die Idee, statt des Probekleides für die Mülltonne ein Halloweenkostüm aus dem Schnitt zu nähen.

 

Und bevor ihr weiter scrollt, um nachzulesen, aus welchem Schnitt ich dann das Elfenkleid gebastelt habe: da findet ihr nichts. Meine Mama hat einfach ihr trägerloses Ballkleid her genommen und davon den Schnitt abgenommen. Die Schultern und Ärmel haben wir dann dazu gebastelt. Im Nachhinein muss ich sagen, mehr schlecht als recht.

 

Für das Halloweenkostüm (siehe Foto oben) habe ich nicht nur einen Stoff genommen, nein, es mussten gleich drei verschiedene sein. Ich hatte da einen Plan im Kopf. Einen sehr umfangreichen. Als ich meiner Mama die Details erklärte, hat sie gedanklich die Hände vor dem Kopf zusammengeschlagen. Das hat sie mir aber erst viel später erzählt, nachdem ich die ersten Dinge genäht hatte.

Was waren das nun für drei verschiedene Stoffe? Es waren alles Vorhänge vom dänischen Bettenlager. Bei Vorhängen kenne ich leider die genauen Bezeichnungen nicht. Aber ich versuche sie zu beschreiben: Der Grundstoff war so etwas wie etwas dickerer Satin. Fest, undurchsichtig, Webware, etwas glänzend, aber eben nicht ganz so dünn wie Satin.

Als zweites habe ich auch so eine Art bestickten Organza gekauft, und als wäre der noch nicht schwer genug zu händeln, so etwas ähnliches wie einen Fadenvorhang.

 

Zusammengefasst ergibt das also: kein Schnittmuster, schwierige Stoffe und keine Näherfahrung. Naja, fast keine. Das letzte, das ich 14 Jahre zuvor genäht habe, war eine Schürze im Handarbeitsunterricht in der Hauptschule. Dafür hatte ich viel Motivation und einen umfangreichen Plan im Kopf.

 

Damals hatte ich natürlich noch keine eigene Nähmaschine. Meine Mama hat mir ihre "Toyota Jeans" geliehen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Nähte für einen so-gut-wie-Nähanfänger mit schwierigen Stoffen und eher zickiger Nähmaschine sogar ganz gut geworden sind. Doch zu genau sollte ich jetzt vor allem die Nähte am Organza nicht anschauen ;)

 

Was wurde nun aus dem Halloweenkostüm?

Es hat hinten und vorne eine Schnürung und an der Seite einen Reißverschluss. Den Reißverschluss hätte ich mir sparen können, denn durch die Schnürung hat es genug Weite, um ohne rein zu schlüpfen.

Das Kleid hat aber noch mehr Stellen, bei denen mich wundert, dass ich das als Anfänger schon so hin bekommen habe.

Als Draufgabe habe ich noch einen Schleier aus dem restlichen Organza genäht. Außerdem noch eine Fledermaus-Umhängetasche, ebenfalls mit Reißverschluss.

 

 

Das Erlebnis mit diesem Halloween-Kostüm weckte in mir die Faszination, dass man aus Stoff + Schere + Nadel + Faden so unglaublich viel tolles zaubern kann.

Kurz darauf habe ich dann natürlich das elfenartige Kleid aus einem anderen Stoff genäht. Gefolgt von einem kurzen und einem langen Kleid nach Burda-Einzelschnitten.

Mit Burda-Zeitschriften habe ich mich auch eine Zeit herum geärgert. Vor allem das berüchtigte "Burda-Latein" der Nähanleitungen stellte mich aber vor Herausforderungen.

 

Mit jedem Werk, das ich genäht habe, habe ich dazu gelernt.

Zum Bleistift wusste ich ehrlich gesagt überhaupt nicht, was ich da mache, als ich meinen ersten Volant zugeschnitten und angenäht habe. Aber ich habe dabei gecheckt, wie es funktioniert.

 

Auch Jersey hatte ich bald unter der Nadel, ganz ohne Overlock. Vorerst bin ich aber eher bei Webware geblieben, weil sie ohne Overlock leichter zu verarbeiten war. Außerdem wäre mein Ballkleid mit Jersey nie so wunderschön geworden als wie aus Webware.

 

 

Das war nun meine Geschichte zum ersten selbstgenähten Kleid.

Zur ersten eigenen Nähmaschine habe ich noch eine eigene Geschichte.

 

Im WWW habe ich 2010 einen Forums-Eintrag gefunden, der bezüglich Nähmaschinenkauf ein paar Empfehlungen gegeben hat, die ich sehr sinnvoll fand. Den Beitrag kann man immer noch hier nachlesen: http://www.hobbyschneiderin24.net/portal/showthread.php?t=22767 (Titel "Die ultimative Anleitung zum Nähmaschinenkauf"). Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hin weisen, dass ihr hier auf meiner Seite im Bereich "Alles rund um Nähmaschinen, Overlock und co." meinen (natürlich ebenfalls ultimativen) Leitfaden zum Kauf einer gebrauchten (Haushalts)Nähmaschine findet.

 

Jedenfalls empfiehlt der Forums-Beitrag zum Fachhändler zu gehen. Wenn es eine neue Maschine sein soll, kann ich dem auch aus heutiger Sicht ebenfalls beifplichten, sofern man nicht selbst schon genau im Kopf hat, was man will.

Und an anderer Stelle habe ich auch die Empfehlung gesehen, verschiedene Nähmaschinen Probe zu nähen. Und wenn es nur die Maschinen der Leute aus dem Bekanntenkreis sind, damit man weiß, was man gern hätte, oder nicht will.

 

Gesagt, getan. Die Mutter einer Freundin und meine Tante haben mir ihre Maschinen zur Verfügung gestellt. Ich weiß leider nicht mehr, was für Maschinen das waren. Aber ich vermute, es waren Singer, Husqvarna Viking, Medion, Silvercrest oder etwas ähnliches.

Und ich war von diesen Maschinen so gar nicht begeistert. In Erinnerung geblieben ist mir vor allem, dass man diese Nähmaschinen zwar über das Pedal gesteuert hat, aber dass eher ein Nähen- oder Nichtnähen-Spiel war, und keine vernünftige Geschwindigkeitsregelung.

 

Der nächste Nähmaschinenhändler war über eine halbe Stunde von mir entfernt. Und genau zu dem bin ich hin gefahren. Im Nachhinein lässt sich gut reden... Ich sage: es war jede Minute, die ich mich dafür hinter dem Lenkrad gesessen bin, wert.

 

Ausgerüstet mit ein paar Stoffresten von meinen ersten Projekten bin ich bei ihm aufgeschlagen. Mit der Vorstellung, bis zu 300 Euro für eine neue Nähmaschine auszugeben.

Er griff allerdings gleich zur Gritzner Tipmatich 1035 um damals 450,-. Warum? Weil das die günstigste war, die er dort stehen hatte. Er hatte auch Bernina und co im Angebot, doch in einer Preisklasse, die für mich damals jenseits von gut und böse war.

Unterm Strich heißt das, dass er gar keine Maschine im Angebot hatte, die keinen starken Motor hat, keine präziese Geschwindigkeitssteuerung hat, kein robustes und zuverlässiges Arbeitstier ist...

Er ließ mich natürlich Probe nähen. Sowohl meine mitgebrachten Stoffe, als auch ein Stück einer zerschnittenen Jeans, damit ich sehe, wie mühelos sie über Jeans-Nahtkreuzungen näht.

 

Damals hatte ich kaum Ahnung, was andere Hobbyschneiderleins hauptsächlich nähen. Welche Stoffe, welche Schnitte, mit welchen Maschinen. Mit meinem jetzigen Wissen kann ich mir gut vorstellen, dass dem Nähmaschinenhändler das Herz aufgegangen ist, als er gemerkt hat, dass er da jemand vor sich hat, der keine Scheu vor schwierigen Stoffen hat, gerne aufwändige Dinge sorgfältig näht, und keine Jerseymama ist. Ich weiß, Jerseymama ist ein Schlagmichtot-Begriff, aber er passt hier einfach gut.

 

Zurück zur Nähmaschine: ich glaube, ich musste damals sogar zum Bankomaten, weil ich zu wenig Geld für die Maschine dabei hatte. Ich schalt mich innerlich, dass ich von meinem Plan, maximal 300 Euro auszugeben, abgewichen bin, weil mich dieser Typ zur Gritzner Tipmatic überredet hatte. Hätte ich aber damals schon gewusst, wie gut diese Maschine im Vergleich zu anderen abschneidet, und dass sie selbst nach über 7 Jahren noch näht wie am ersten Tag, dann hätte ich damals nicht so große Gewissensbisse gehabt.

Denn es sind nicht einfach nur 7 Jahre, es sind 7 Jahre, in denen ich durchschnittlich einmal in der Woche mit ihr genäht habe. Dabei kam ihr alles unter die Nadel. Egal ob Chiffon, Leinen, Mantelstoffe, Jeans, Jersey oder Leder. Sie näht alles ohne zu zicken. Sogar mehrere Lagen Jeans mit Jerseynadel, weil ich Dummkopf vergessen habe, die Nadel zu wechseln.

Selbst wenn ich mich heute für eine Maschine um unter 500 Euro entscheiden müsste, würde es wieder die Gritzner Tipmatic werden.

 

Ich bin meinem Nähmaschinenhändler immer noch dankbar, dass er mir diese Maschine angedreht hat. Dank ihr konnte ich mich wirklich auf mein neues Hobby konzentrieren, anstatt mich mit Nähmaschinenproblemen herum zu ärgern.

Vor einigen Jahren habe ich geträumt, dass Einbrecher in meiner Wohnung waren. Ich kam heim in eine verwüstete Wohnung. Und das erste, was ich im Traum tat, war zu schauen, ob meine Nähmaschinen noch da waren...